Der weiße Ritter sein – oder doch der schwarze?

Vom Wählen der passenden Rüstung.

Reflexe

Wenn wir in Konflikt geraten, neigen wir dazu „persönlich“ zu werden. Wir suchen die „Schuld“ beim anderen, wir machen Vorwürfe, arbeiten mit Unterstellungen und werden unsachlich. Das ist menschlich. Aber nicht unbedingt geschickt. Es ist insbesondere dann nicht hilfreich, wenn wir auf die Person, die wir da verunglimpfen, auf irgend eine Weise angewiesen sind. Sei es, dass die Person an einem Kompromiss mitwirken soll, sei es, dass wir später mit dieser Person weiter zusammenarbeiten oder zusammenleben wollen.

Gehört werden

Dazu ist es nötig, dass wir lernen, die Menschen und die Probleme, die wir mit ihnen haben mögen, zu trennen. Das ist leichter gesagt als getan: dem Menschen mit Respekt und Freundlichkeit zu begegnen, ihn aber in der Sache hart zu bekämpfen. Oder, wie die Franzosen sagen: eine Faust aus Stahl in einem Handschuh aus Samt. Wenn Sie aber an einer echten Einigung interessiert sind und den Disput nicht „gewinnen müssen“, dann ist es sehr zu empfehlen, es zu versuchen. Und das nicht etwa nur, weil Sie sich dadurch einen moralischen Vorteil verschaffen. Es ist nämlich darüber hinaus viel wahrscheinlicher, dass Ihre Argumente von der Gegenseite auch wirklich gehört und verstanden werden, wenn Sie sie in sachlichem und verbindlichem Ton vortragen. Die andere Partei kann sich dann wirklich auf den Inhalt ihrer Argumente konzentrieren und muss sich nicht erst einmal gegen die darin verpacken Vorwürfe und Schuldzuweisungen zur Wehr setzen.

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und wie wir sie besser verstehen können.

Die Mutter aller Angriffe

Wenn Sie möglichst rasch zu einer Problemlösung kommen wollen, dann sind Schuldzuweisungen ohnehin nur in einem einzigen Fall wirklich hilfreich. Und zwar dann, wenn Sie sich selbst bezichtigen und von sich aus darauf hinweisen, dass Sie auch Ihren Anteil an der Entstehung des Problems haben. Was dagegen weniger hilft, ist in akribischer Kleinarbeit dazulegen, wie und wann die Gegenseite sich falsch verhalten und damit "Schuld" auf sich geladen hat. Konstruktiv und für eine Einigung wesentlich förderlicher ist es dagegen, sich der Problemlösung zu zuwenden. Mit anderen Worten: Es ist besser - möglichst gemeinsam - zu überlegen, was passieren sollte, damit eine bestimmte Situation nicht mehr eintritt.

Nach vorne schauen

Damit wird auch schon deutlich, dass es allen Beteiligten leichter fällt sich zu einigen, wenn man aktiv nach vorne in die Zukunft blickt, als sich vor allem mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Denn Lösungen sind nur für die Zukunft möglich. Für eine konstruktive Konfliktlösung ist es notwendig, dass das alle Beteiligten dazu bereit sind. Solange noch die schmutze Wäsche gewaschen werden soll, sind Lösungen in der Regel noch in weiter Ferne. Wenn aber Einigkeit darüber herrscht, dass man nun gemeinsam nach vorne blicken will, dann ist auch der Blick in die Vergangenheit wieder möglich. Dann kann tatsächlich sachlich und ohne Schuldzuweisung analysiert werden, welche Entwicklung und welchen Ursachen zu einem Problem geführt haben. Dabei sollten sich die Parteien von der Fragestellung leiten lassen: Was können wir heute tun, damit sich die Probleme von gestern morgen nicht wiederholen?

Der schwarze Ritter

Die Umsetzung dieser Vorschläge ist nicht leicht. Sie erfordert, dass die Streitenden sich in einer sehr reflektierten Weise in Konfliktgespräche, Verhandlung und Diskussionen begeben. Erst diese reflektierte Haltung macht es möglich auch im Konflikt Probleme und Personen zu trennen. Die Fähigkeit, diese Haltung auch in emotional aufgeladenen Situationen einnehmen zu können, sollte jeder, der professionell Verhandlungen führt, im Werkzeugkoffer dabei haben.

Das Trennen von Person und Problem hilft uns weiter. Jedenfalls sehr oft. Aber immer? Nein. Nicht immer. Manchmal haben wir andere Pläne. Manchmal ist es aus taktischen Erwägungen sogar angebracht, die andere Partei persönlich anzugreifen. Zum Beispiel um ihre Glaubwürdigkeit und ihr Urteilsvermögen in Frage zu stellen. Oder um sie durch einen heftigen Angriff zu verunsichern. Auch wenn das erst einmal nicht nett klingt. Diese Methoden dürfen im Repertoire von geübten Verhandlungsführern ebenfalls nicht fehlen. Allerdings: Eine gute Verhandlungsführung setzt voraus, dass diese Methoden gezielt eingesetzt werden – und dafür muss man beide Rollen beherrschen: die des weißen, aber auch manchmal die des schwarzen Ritters.

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