Ist Mediation immer sinnvoll?
Mediation ist ein sehr wirksames Mittel der Streitbeilegung. Nicht zuletzt ich selbst werde z.B. auf dieser Webseite nicht müde, für diese Methode zu werben. Aber hilft sie immer und überall?
Das sicherlich nicht. Aber wovon hängt es ab, ob Mediation wirksam werden kann?
Zunächst braucht es auf beiden Seiten wenigstens ein Minimum an gutem Willen um zu einer Einigung zu kommen. Das bedeutet – in der Sprache der Mediation – es muss in irgendeiner Weise im Interesse der Konfliktbeteiligten liegen, den Streit zu überwinden. Und das ist keineswegs immer gegeben.
Mediation zeichnet aus, dass es die Parteien sind, die eine Lösung für Ihren Streit finden. Es ist nicht ein Richter, ein Vorgesetzter und eine andere übergeordnete Instanz. Daher ist eine Mediation dort nicht nötig, wo beide Seiten noch dazu in der Lage sind, ruhig und sachlich zu diskutieren, weil der Konflikt noch nicht eskaliert ist und die Emotionen noch nicht hochkochen.
Mediation erscheint auch dort obsolet, wo es den Parteien gelingt selbst zu einem tragfähigen Ergebnis gekommen sind. Das heißt nicht, dass sie nicht noch Hilfe z.B. von Rechtsanwälten benötigen, um die von Ihnen gefundene Lösung rechtssicher zu formulieren. Aber Mediation benötigen sie dazu eigentlich nicht.
Sie haben Interesse an einem Konflikt-Coaching?
Grenzen?
Mediation ist auch dann (noch) nicht das Mittel der Wahl, wenn die Parteien nicht in ausreichendem Maß über die Informationen verfügen, die für die Entwicklung einer guten Lösung erforderlich sind. Es reicht dazu bereits, dass sie auch nur den Eindruck haben, dem sei so. Für die Erarbeitung einer Lösung ist ein Überblick über das große Ganze wichtig.
Was sich in diesen Fällen unter Umständen anbietet, ist im Wege der Mediation eine Übereinkunft zu finden, wie mit der Sache im Allgemeinen umgegangen werden soll, bis diese noch fehlenden Informationen vorliegen.
Mediation kann langwierig und anstrengend sein. (Aber, möchte ich hier gleich anfügen: in der Regel lohnt sich die Mühe.) Wenn eine Partei grundsätzlich oder aktuell nicht in der körperlichen oder geistigen Verfassung ist, die dafür erforderlichen Energien aufzubringen, dann muss das mindestens bei der Mediation berücksichtigt werden. Oder aber die Mediation sollte verschoben werden
Andernfalls steht zu befürchten, dass in der Mediation ein Ungleichgewicht zum Tragen kommt, dass auch ein Mediator nicht ausgleichen kann – denn sie oder er ist zur Allparteilichkeit verpflichtet und die Unterstützung einer Partei birgt das Risiko, dass die andere Partei diese Allparteilichkeit nicht mehr gewahrt sieht.
Lesen Sie auch:
Schwierige Gespräche führen
und wie Sie sich auf sie vorbereiten können.
Ungleichgewichte
Das gilt auch für andere Fälle, in welchen zwischen beiden Seiten ein erhebliches Ungleichgewicht besteht. Es kann zwar eine Mediation begonnen werden, aber dieses Ungleichgewicht und der Umgang mit ihm muss zwischen den Medianden thematisiert werden. Andernfalls besteht das Risiko, dass nur scheinbar eine Lösung gefunden wird, die für beide Seiten wirklich gut ist, dass sich tatsächlich aber bei der Entwicklung der Lösung das Kräfteungleichgewicht auswirkt.
Ein erfahrener Moderator wird mit diesen Ungleichgewichten umgehen können, die sich etwa bei der Schulmediation ergeben können. Darüber hinaus ist es in solchen Fällen auch eine Option, dass die (ggf. auch nur vermeintlich) schwächere Partei von einem Berater, wie z.B. einem Rechtsanwalt unterstützt wird.
Sie haben Interesse an einem Konflikt-Coaching?
Hm? Sie sehen mich verwirrt. Ich wollte eigentlich einen Artikel schreiben, der beleuchtet, in welchen Fällen Mediation sich eher nicht eignet. Abgesehen von den Fällen, in denen die Parteien partout nicht wollen oder einfach nicht können, zeigt sich aber nun, dass es auch in diesen Fällen doch auch immer Teilbereiche zu geben scheint, die zum Gegenstand von Mediation gemacht werden könnten. Etwa den Umgang mit Ungleichgewichten oder den Umgang mit Unsicherheit und fehlenden Informationen.
Mediation ist letztlich eine begleitete Verhandlung, die die Parteien selbstbestimmt und frei führen. Daher kann letztlich zu allem, über das verhandelt werden kann, auch mediiert werden. Auch darüber, ob, wann, wie, wo und mit wem man eine Mediation versucht.
München 2018
Photo: Artsy Vibes on Unsplash
Neueste Beiträge
- Das Gespräch ist die Beziehung!
- Friede, Freude, Pfefferkuchen – Weihnachten überleben
- Raus aus der Komfortzone!
- Konfliktreflexe: Angriff, Totstellen und Flucht
- Konflikt-Coaching: Wieder auf Kurs kommen!
- Runder Tisch, Konflikt und Kosten
- Wirkung von Mediation
- Grenzen der Mediation?
- Konflikt und Erfolg in Teams
- Schlüssel zur Lösung – Von Positionen zu Interessen
- Der weiße Ritter sein – oder doch der schwarze?
- Schwierige Gespräche führen
- Wie Konflikte eskalieren können
- Klarheit vermeidet Konflikte
- Kosten von Mediation
- Gemeinnützigkeit und Konflikte
- Einen Mediator finden
- Dann mache ich eben nicht mehr mit!
- Du Arsch!
- Konflikte verstehen
- Ablauf einer Mediation
- Erste Hilfe bei Konflikten
- Einsatzbereiche von Wirtschaftsmediation
Wollen Sie über neue Beiträge auf meiner Seiten informiert werden? Dann abonnieren Sie den RSS Feed.
Permalink
Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Mediation. Gut zu wissen, dass Ungleichgewichte in einem Streit keine guten Auswirkungen haben. Wir haben aktuell einen Streit um Vermögenswerte und wollen unsere Anwaltskanzlei als Mediator einschalten, denken Sie das wäre eine gute Idee?