Von den Vorteilen des Ärgerns

Wut ist wie schlechtes Wetter

Wut gehört zum Leben wie schlechtes Wetter, falsche Lottozahlen oder hartes Brot. Wir alle wissen das – und doch steuert uns unser Ärger oft wie ein Autopilot in Konflikte, verursacht Stress oder zumindest schlechte Laune.

Aber ist Wut wirklich nur destruktiv? Oder steckt in ihr vielleicht auch die Kraft für Wachstum und positive Veränderung?

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Wenn der Körper auf Alarm geht

Wut und Ärger lösen eine ganze Kaskade körperlicher Reaktionen aus. Der Körper schüttet Adrenalin und Cortisol aus: Der Puls steigt, der Blutdruck nimmt zu, die Atmung wird schneller, die Muskulatur spannt sich an. Kurzfristig macht uns das kampfbereit – eine uralte Schutzreaktion, die unseren Vorfahren half, blitzschnell auf Gefahren zu reagieren.

Wird dieser Zustand jedoch zur Gewohnheit, etwa weil wir uns ständig aufregen, wirkt das schädlich. Dauerhaft erhöhte Stresshormone können Blutdruck, Schlaf und sogar das Immunsystem beeinträchtigen. Kurzzeitig allerdings können sie nützlich sein: Wut mobilisiert Energie, fokussiert und macht handlungsfähig – wenn sie richtig gelenkt wird.

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Energiequelle Wut

Diese Energie lässt sich nutzen – zum Kämpfen, aber auch zum Gestalten. Ärger verrät uns viel über uns selbst und über unsere Werte. Worüber wir uns aufregen, sagt etwas darüber, was uns wirklich wichtig ist. Manche ärgern sich über Ungerechtigkeit, andere über Kontrollverlust – beides zeigt Bedürfnisse und Prinzipien.

Entscheidend ist, dass wir erkennen, dass wir wütend sind. In der Hitze des Moments verlieren wir schnell die Kontrolle und handeln impulsiv. Der „heilige Zorn“ kann uns dann dazu bringen, mehr zu zerstören, als wir wollen – sprichwörtlich das Kind mit dem Bad auszuschütten.

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Die Kunst, Kontrolle zu behalten

Wut zu unterdrücken ist ungesund, sich von ihr mitreißen zu lassen ebenso. Der Schlüssel ist, Wut wahrzunehmen und auszuhalten, ohne ihr die Führung zu überlassen. Das gelingt nur durch Übung. Beobachten Sie sich in Alltagsmomenten des Ärgers – etwa im Auto oder in Diskussionen. Allein das frühe Erkennen der aufsteigenden Wut verändert bereits etwas.

Wer gleichzeitig wütend ist und sich selbst beim Wütendsein beobachtet, gewinnt einen kleinen, aber wertvollen Abstand. Diese Selbstwahrnehmung schafft Raum für Entscheidung und Kontrolle – und das kann regelrecht befreiend sein.

Es ist nicht leicht, aber es lohnt sich. Vielleicht ist die Wut tatsächlich wie schlechtes Wetter: Sie kommt, sie geht – und wenn man lernt, sie richtig zu deuten, kann sie sogar die Luft klären.

München, 2025

Foto von Anna Popović auf Unsplash