Heikle Themen professionell ansprechen und lösen
Stellen Sie sich vor:
Ein Kollege sagt etwas oder tut etwas, das Sie sehr stört. Sie ärgern sich. Aber irgendetwas hält Sie davon ab, es offen anzusprechen. Sie beginnen, innere Monologe zu führen. Sie beschweren sich innerlich über das unerwünschte Verhalten. Dann entwickeln Sie negative Gedanken und Gefühle dem anderen gegenüber. Dann fällt es ihnen immer schwerer, dem anderen unbefangen zu begegnen. Sie fangen an, mit anderen über den Kollegen und sein Verhalten zu sprechen. Sie erhoffen sich Bestätigung und Verbündete. Es entlastet Sie auch, über das Problem zu sprechen. Aber an der Situation, an dem Verhalten des Kollegen ändert sich nichts.
Jetzt gehen wir noch mal auf Anfang. Stellen Sie sich vor:
Ein Kollege sagt oder tut etwas, dass Sie stört. Sie sprechen es sofort offen und ohne Vorwurf an. Sie formulieren mit wenigen, Worten, was genau Sie stört und warum. Sie sagen klar und verständlich, welche Veränderung im Verhalten des anderen Sie sich wünschen. Und sie bitten um diese Veränderung.
Wo ist der Unterschied?
Im zweiten Szenario sind Sie mutig. Im ersten nicht. Um für die eigenen Bedürfnisse einstehen zu können, brauchen wir Mut. Denn schwierige Gespräche können Angst machen. Und Mut ist ja nicht Handeln ohne Angst, sondern Handeln trotz Angst. Hätten wir keine Angst, bräuchten wir auch keinen Mut.
Den Mut aufzubringen kostet uns Überwindung. Das fällt nicht leicht. Aber es fällt uns leichter, wenn wir uns klar machen, was wir gewinnen können: Wir fühlen uns nach einem klärenden Gespräch viel besser. Die Luft ist wieder klar. Wir können wieder frei durchatmen. Das Verhältnis zu unserem Kollegen ist plötzlich wieder offen, vielleicht sogar verbessert und intensiver. Und: Wir haben Verantwortung für uns selbst übernommen.
Aber wie gehen wir jetzt konkret vor?
Erst einmal müssen wir uns selbst klar werden, was wir wollen. Fragen wir uns also: Was genau stört mich? Welches Verhalten, welche Äußerung? Gibt es Beispiele? Was löst dieses Verhalten in mir aus? Welche Folgen hat es? Was soll sich ganz konkret wie verändern? Diese Fragen gilt es zuerst zu klären, denn nur wenn wir selbst ganz klar sind, können wir auch andern gegenüber klar sein.
Das schwierige Gespräch
Im zweiten Schritt sprechen wir den anderen an. Wir bitten um ein Gespräch und sagen kurz um was es uns geht. Wir vereinbaren Zeit, Ort und vielleicht auch die Dauer des Gesprächs. Wir fragen auch den anderen, ob es auch etwas gibt, das er besprechen möchte. Vielleicht gibt es ja Teile des Konfliktes, die wir selbst noch gar nicht wahrgenommen haben?
Diese Kontaktaufnahme klingt erst einmal ganz harmlos. Aber mit diesem Schritt wagen wir uns erstmals raus aus unserer Deckung.
Keine Schuldzuweisungen
Beim Gespräch selbst erläutern wir kurz und knapp, was passiert ist. Wir nennen Beispiele und berichten, welche Folgen die Sache für uns hatte. Sachlich, unaufgeregt und grade heraus, ohne Schuldzuweisungen und Unterstellungen. Wir verzichten also auf Zusätze wir: „...und das machst Du nur, weil...“, „...und es ist klar, dass Du im Unrecht bist weil,...“, „...und Du bist schuld daran, dass...“. Im Gegenteil, wir weisen auf Dinge hin, die wir selbst vielleicht nicht richtig gemacht haben und übernehmen die Verantwortung für unsere Anteile am Konflikt.
Was steht auf dem Spiel?
Schließlich sprechen wir an, was für uns gemeinsam auf dem Spiel steht. Warum lohnt es sich, diesen Konflikt zu lösen? Warum ist es uns wichtig, dass der Konflikt aus der Welt geschafft wird? Unsere Freundschaft, unser Arbeitsklima, ein geplanter, gemeinsamer Urlaub, unsere Vertrauensbasis, unsere gemeinsame Zukunft usw.
Wir sollten möglichst präzise sein, in dem was wir sagen, aber auch nicht mehr sagen als nötig.
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Konflikte
und wie wir sie besser verstehen können.
Die andere Seite
Jetzt kommt ein ganz wichtiger Schritt. Vielleicht der wichtigste überhaupt. Wir fragen den anderen, wie er die Sache sieht. Und wir fragen das vor dem Hintergrund eines echten, eines ungespielten Interesses. Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Gespräch ist, dass wir anerkennen, dass es neben unserer Wahrheit noch eine andere Wahrheit gibt. Wir gehen also von vorneherein mit der Überzeugung in dieses Gespräch, dass uns die Sichtweise des anderen noch fehlt, um den Konflikt als Ganzes betrachten zu können. Nur wenn wir dieses Bild vervollständigt haben, können wir eine angemessene Entscheidung treffen.
Wer gewinnen will, verliert
Schwierige Gespräche führen wir also nicht, um sie zu gewinnen. Wir führen sie, um die Sichtweise des anderen vollständig kennenzulernen.
Gute Führung
Und das heißt keinesfalls, dass wir Standpunkt des anderen ganz oder auch nur teilweise übernehmen müssen. Manchmal geht das auch überhaupt nicht. Z.B. dann, wenn wir als Führungskraft andere Entscheidungen treffen, als unsere Mitarbeiter es sich wünschen. Aber gerade in diesen Situationen ist es wichtig, dass wir diese Wünsche wenigstens sehr gut kennen und vollständig verstanden haben – auch wenn wir sie nicht erfüllen werden.
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wie Konflikte eskalieren können.
Lösungen
Haben wir also die Sichtweise des anderen verstanden, dann ist schon viel erreicht. Das Verhältnis zu unserem Kollegen hat sich schon merklich gebessert. Wir spüren wieder, dass dem anderen etwas an uns liegt. Schon das ist ein Gewinn. Aber auf dieser Basis können wir nun auch gemeinsam nach Lösungen suchen. Und weil wir die Sichtweisen des anderen kennen, solche Lösungen, die beiden in gleicher Weise gerecht werden. Das Ziel unseres Gesprächs ist als nicht ein Sieg für uns und eine Niederlage für den anderen, sondern ein Konsens, der uns beiden hilft.
Üben!
Das klingt nicht sehr kompliziert. Ist aber täglichen Leben trotzdem schwierig. Aber wir können üben.
Und ein einfacher Trick ist mit dem Gegenteil anzufangen. Führen wir offene Gespräche mit Personen, die wir besonders mögen und die uns wichtig sind. Nehmen wir uns die Zeit, um einem Kollegen, einem Verwandten, unseren Kindern, unserem Partner, einem Kollegen oder Mitarbeiter oder einem Freund zu sagen, was wir an ihr/ihm schätzen. Was bedeutet es uns, mit diesem Menschen verbunden zu sein? Und dann können wir offen fragen: Gibt es etwas, dass wir, dass ich tun kann, um unser Verhältnis noch weiter zu verbessern oder zu vertiefen?
Und dann hören wir einfach nur zu. Ab und zu vielleicht eine Verständnisfragen. Sonst aber nur zuhören.
Versuchen Sie es. Es lohnt sich!
Waren diese Hinweise hilfreich für Sie? Wenn ja, welche? Welche weniger? Ich freue mich, wenn Sie uns über Ihre Erfahrungen berichten. Nutzen Sie dazu bitte das Kommentarfeld unten.
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Schöne Darstellung, hilfreich.
Bernd