Du Arsch!

Angriff: Stellen Sie sich vor

Ein unvermittelter, heftiger Angriff: Jemand stürmt mit wutverzerrtem Gesicht auf Sie zu und schreit Sie mit den Worten "Du Arsch" an.

Unverschämtheit, oder? Was fällt diesem Kerl denn eigentlich ein?

Wie reagieren Sie darauf?

Empört? Bereit zum Gegenangriff? "Selber Arsch?"

Das liegt nahe. Aber überlegen Sie mal.

Müssen Sie irgendjemandem beweisen, dass Sie kein Arsch sind? Eigentlich nicht, oder?

Wenn Sie jemand für ein Arsch hält, müssen Sie dann alles daran setzen, dass dieser Mensch seine Meinung über Sie ändert? Eigentlich auch nicht, oder?

Warum also in diesem Fall überhaupt reagieren?

Wir reagieren in diesem Fall, weil wir uns unmittelbar angegriffen fühlen - und das auch noch in unangemessener Weise.

Unangemessen? Wissen wir das? Der andere ist öffentlich wütend auf uns.

Kennen Sie viele Leute, die ohne ersichtlichen Grund auf diese Weise andere Menschen anschreien?

Ich nicht. Ich kenne zwar Leute, die sehr aufbrausend sind. Aber auch diese brauchen einen Grund, um in Fahrt zu kommen.

Es liegt also nahe, dass dieser Mensch, der hier auf uns zu gestürmt kommt, in irgendeiner Weise meint, wir seien für seine Wut verantwortlich.

„Das stimmt nicht!“, höre ich Sie einwenden.

OK, das glauben Sie. Aber Sie wissen es nicht.

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Anders reagieren

Wäre es nicht interessant zu erfahren, was diesen Menschen so ungeheuer wütend gemacht hat? Möglicherweise hat er ja recht? Möglicherweise haben wir – ungewollt – irgendetwas ganz Schlimmes getan? Vielleicht so schrecklich, dass wir an seiner Stelle ähnlich – oder vielleicht noch schlimmer - reagieren würden.

Wollen Sie nicht wissen, was das ist?

Warum also nicht fragen?

Stellen Sie sich also noch mal vor:

Jemand stürmt mit wutverzerrtem Gesicht auf Sie zu und schreit Ihnen die Worte „Du Arsch!“ ins Gesicht.

Und dann antworten Sie ehrlich verblüfft und interessiert:

„Oje! Sie sind wahnsinnig wütend! Ich habe den Eindruck, Sie machen mich dafür verantwortlich! Ich habe aber ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung, was ich getan haben könnte, das Sie so wütend macht. Sagen Sie mir bitte, was es ist.“

Denken Sie noch einmal an ihren ursprünglichen Impuls.

Was meinen Sie, würde sich verändern, wenn Sie auf diesen heftigen Angriff stattdessen so reagieren?

Würden Sie irgendetwas dadurch verlieren?

Oder würden Sie vielleicht sogar etwas gewinnen?

München, 2016

Ein Kommentar


  1. wenn das immer so einfach wäre…
    aber man sollte nicht aufhören daran zu arbeiten

    Antworten

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