Erste Hilfe bei Konflikten

Erste Hilfe

Konflikt? Was tun?

Wenn wir unvorbereitet in Konflikte geraten, greifen wir meistens auf die Basisprogramme zurück, die uns die Natur mitgeben hat, auf unsere Instinkte. Wie die Tiere haben dabei drei Optionen: angreifen, weglaufen oder totstellen. Wir handeln also in der Regel nicht planvoll und vernünftig sondern affektgesteuert. Und das bedeutet, dass wir nicht mehr die volle Kontrolle darüber haben, was wir sagen oder tun. Denn jetzt lenken uns unsere Instinkte. Eine systematische Konfliktbearbeitung ist in der Regel so nicht möglich.

Also ist der erste Schritt, dass wir uns klarmachen: Wir sind in einem Konflikt! Wir laufen Gefahr, auf der Instinktebene und ihren eingeschränkten Optionen festzukleben. Und auch wenn es sich erst einmal anders anfühlt: Wir haben in Wahrheit vielmehr Optionen!

Konfliktberuhigend wirken

Wir können durch unser Verhalten eskalierend oder beruhigend auf Konflikte wirken. Beruhigend wirkt eine objektive und neutrale Sicht. Auch wenn es schwerfällt. Versuchen Sie diesen klaren Blick zu erhalten oder wiederzuerlangen.

Was helfen kann ist, sich nicht persönlich angegriffen zu fühlen und eine gewisse innere Distanz zum Konfliktthema und auch zu der anderen Partei zu entwickeln.

Wenn Sie das schaffen, macht sie souveräner und verschafft Ihnen im Konflikt Vorteile. Denn während die andere Seite noch auf der Instinktebene unterwegs ist, sind Sie schon wieder im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte. Und von dort oben können Sie in Ruhe überlegen, welche vernünftigen Handlungsoptionen sich bieten.

Aktiv Zuhören

Sehr oft hören wir in einem Konflikt der anderen Partei nicht zu. Mal wissen wir schon vorher genau was sie sagen wird. Mal warten wir nur auf eine Pause in ihrem Redefluss, um alles endlich zu widerlegen und unseren Standpunkt mit Macht in den Mittelpunkt zu schieben. Wenn beide Seiten so vorgehen, werden sie nicht weit kommen. Beide Seiten werden sich am Ende ungehört und unverstanden fühlen. Und dieses Gefühl wirkt im Konflikt wie ein Brandbeschleuniger.

Machen Sie es doch einfach mal anders! Hören Sie der Gegenseite in einem Konflikt doch erst einmal interessiert zu. Und versuchen Sie erst einmal sehr genau nachzuvollziehen, um was es ihr geht. Wenn Sie etwas anders sehen, unterdrücken Sie erst einmal den Impuls, rein zugrätschen. Sie brauchen keine Angst haben, zu weit entgegenzukommen. Etwas zu verstehen, heißt nicht es auch zu akzeptieren. Und reagieren können Sie später immer noch - falls nötig auch sehr deutlich.

Versuchen Sie es einmal und Sie werden staunen, wie viel Druck Sie damit aus der Diskussion nehmen.

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Von sich sprechen

Wir sollten im Konflikt möglichst keine "Du"-Botschaften verwenden.

Du-Botschaften kleben den anderen Etiketten auf, gegen die sie sich dann erst einmal wehren müssen. Das ist besonders dann so, wenn unsere Du-Botschaften kleine Wörtchen wie "immer" oder "nie" enthalten.

Einige Beispiele:

„Immer machst Du das so und so!"
„Du musst endlich dieses oder jenes machen!“
„Nie verstehst Du mich!"
"Du bist schuld!"

Du-Botschaften sagen in ihrem Kern: "Du bist so falsch, wie du bist. Also ändere Dich gefälligst!".

Schon beim Lesen können wir fühlen, dass diese Formulierungen Gegenreaktionen gerade zu provozieren. Und dann kommt zu einem Gesprächsverlauf, der uns noch aus Kindertagen vertraut ist:

„Du bist schuld!“
„Nein, Du!“
„Nein, Du!“

Besser ist es, in Konflikten vor allem Ich-Botschaften zu verwenden.

"Ich fühle mich ungerecht behandelt!“
„Es verletzt mich / stört mich / ärgert mich,... !“
„Ich möchte etwas anderes!“
„Ich fühle mich missverstanden!“

Ich-Botschaften enthalten keine direkten Vorwürfe. Sie bieten zwar keine Garantie für gelungene Kommunikation, aber sie helfen die Unterhaltung in einem Konflikt zu entschärfen.

Person und Problem unterscheiden

Die Person und das Problem sind nicht dasselbe. Wenn wir beide gleichsetzen, entwickeln wir deutlich stärkere negative Gefühle. Das Problem ist aber nicht die Person an sich, sondern ihr Verhalten. Wenn wir uns das vor Augen führen können, dann lösen wir damit das Problem zwar noch nicht. Aber wir lehnen die andere Person weniger ab und es fällt uns viel leichter im Gespräch bleiben.

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Eigene Anteile wahrnehmen

"It takes two to tango", lautet ein amerikanisches Sprichwort. Bei uns sagt man: "Es gehören immer zwei dazu."

Und das stimmt natürlich. An den wenigsten Konflikten ist nur eine Seite "schuld". In der Regel haben beide Seiten ihren Anteil an der Entstehung eines Konflikts und vor allem an seinem Verlauf.

Leider sind wir oft blind, was diese eigenen Anteile angeht. Und selbst wenn wir sie erkennen, fällt uns oft sehr schnell eine gute Rechtfertigung für unser Verhalten ein.

Besser wäre es, die Verantwortung für den Konflikt und das eigene Handeln zu übernehmen. Dann ist es nicht mehr nötig, die ganze "Schuld" beim anderen abladen zu müssen. Und es ist auch nicht mehr nötig, in dem Konflikt zu siegen. Denn ein realistischer Blick auf den Konflikt macht uns bereit für eine angemessene Lösung - und die berücksichtigt immer die Interessen beider Seiten.

Positionen und Interessen

Positionen sind in der Regel sehr simple Lösungsvorstellungen nach dem Motto „Ich will, dass Du das so machst, und damit basta!"

Über Positionen lässt sich nicht verhandeln. Sie führen eher in eine Sackgasse. Um Konflikte wirklich nachhaltig lösen zu können, müssen wir die Positionen hinter uns lassen und unsere dahinter liegenden Interessen formulieren.

Interessen beschreiben, warum uns etwas besonders wichtig ist. Was wir eigentlich erreichen wollen. Wenn es uns gelingt, diese Interessen den anderen mitzuteilen, dann ist eine konstruktive und nachhaltige Konfliktlösung möglich. Zu wichtigen Interessen gehören z. B. Respekt, Zugehörigkeit, Freundschaft und Wertschätzung. Eine gute Lösung berücksichtigt möglichst viele Interessen von allen Beteiligten.

München, 2016

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